Imkeralltag

Der Schwarm

8. Mai 2016
Der Schwarm

Sieben Uhr morgens. Der Schwarm, den ich gestern bei Bekannten aus einem Nachbarort abgeholt habe, fliegt sich ein. Während bei den anderen Völkern noch Ruhe herrscht, muss sich dieses Volk neu orientieren. Die Bienen schweben vor dem Eingang auf und ab und prägen sich das Aussehen ihrer Haustür ein. Dann ziehen sie Kreise über dem neuen Bienenstock, später finden sie auf dem Meter genau wieder zurück.

Die Tanne, von der ich sie eingefangen habe, liegt über drei Kilometer entfernt, und sie wissen nicht, wo sie jetzt sind. Das Volk hat Nahrung für 2-3 Tage dabei und muss nun schnellstens anfangen zu sammeln. Waben müssen ausgebaut, Brut und Futtervorräte angelegt werden, damit sie bis zum Herbst eine Stärke erreicht haben, auf der sie überwintern können.

Aber, warum bleiben sie? Wahrscheinlich würden sie sowieso bleiben, denn unser Umfeld bietet praktisch keine alten, hohlen Bäume oder andere geeignete Behausungen, in denen sie sich niederlassen könnten. Manche Völker versuchen, zwischen Ästen und Blättern ein neues Nest anzulegen, doch der nächste starke Regen würde das Volk zerstören. Die schlaue Imkerin hat ihnen zur Sicherheit die Brutwabe eines anderen Volkes mit in die neue Behausung gehängt, denn Brut muss gepflegt werden und Kinder, egal ob eigene oder fremde, lässt man schließlich nicht im Stich.

Die Königin, die sie mitgenommen haben, ist jene ältere Dame, mit der sie durch den letzten Winter gekommen sind. Während das zurückgelassene Volk auf den alten Waben und den vorhandenen Vorräten nun darauf wartet, dass ihre neu angelegte Königin schlüpft, ist „Queen Mum“ mit einem Teil des Volkes ausgezogen, um irgendwo ein neues Zuhause zu gründen..

Direkt über ihnen blühen zwei riesige Kastanien, … ich denke, sie werden sich hier wohlfühlen.

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